Monday, October 02, 2006

Jom Kippur und kein Seminar mehr !


Hey ich bin jetzt endlich in meinem eigenem Zimmer und das Seminar ist auch überstanden.
Am Dienstag ist mein erster Arbeitstag und ich bin schon sehr gespannt darauf wie es wohl werden wird.
Als am Freitag das Seminar beendet war und alle Freiwilligen die nicht in Jerusalem arbeiten werden verabschiedet waren, freute ich mich sehr darauf endlich eigene vier Wände um mich zu haben und mich auch mal zurück ziehn zu können.
Allerdings war die Freude kurz nach dem Betretten der Wohnung schnell verflogen.
Die WG war super verdreckt und vermüllt. Ich kann mir echt nicht vorstellen wie hier vor kurzen noch Menschen gewohnt haben sollen. Naja, wir haben halt jetzt 3 Tage durch geputzt und mittlerweile hab ich auch den Eindruck mich hier wohl fühlen zu können.
Abgesehen von dem Dreck ist die Wohnung ganz schön, unsere Zimmer sind einigermaßen groß, es gibt ein riesigen Wohn-Küche-Flur-Bereich und das Bad is auch ok.
Das schönste ist aber das wir aufs Dach können und von dort einen super schönen Blick über Jerusalem haben!!!
Die Wohnung liegt Stadtteil Talpiot und mensch brauch mit dem Fahrrad oder dem Bus ca 20 Minuten in die Altstadt oder Neustadt von Jerusalem. Talpiot ist wohl einer von wenigen Stadtteilen in denen schon seit einigen Generationen arabische und Jüdische Israelis zusammenleben und es nicht darum geht wer hier die Mehrheit hat, was in den anderen Stadtteilen von Jerusalem ansonsten sehr oft eine Rolle spielt. Die Gegend ist hier sehr geprägt von Industrie was ganz nett da es dadurch auch eine recht lebendige Clubszene gibt.
Bei gutem Wetter ist es möglich von hier aus bis nach Jordanien zu schauen.



Momentan feiern die Leute hier Wahlweise Jom Kippur oder Ramadan.
Uns hat das etwas Stress bereitet denn wir hatte ja erst ab Freitagnachmittag frei und da hatten schon alle Geschäfte zu wegen dem Shabbat und machten dann erst wieder am Samstagabend für eine kurze Zeit auf. Das bedeutete das super viele Menschen sich in den paar Stunden Öffnungszeit in den Geschäften drängten um sich für Jom Kippur (von Sonntagabend bis Montag Sonnenuntergang) einzudenken denn da geht hier gar nichts!!
Das ist echt Krass normalerweise muss Mensch schon einigermaßen verrückt sein um in Jerusalem Fahrrad zu fahren aber am Jom Kippur fahr hier alle Fahrrad und es kann schon mal passieren wenn es doch ein Auto wagt zu fahr, das es mit Steinen Beschmissen wird.

„Jom Kippur, „Sühnetag“ und „Versöhnungsfest“ wichtigster jüdischer Feiertag. Ein Tag des Fastens und Betens um Vergebung der Sünden gegenüber Gott und den Menschen.

Aber nicht nur Autofahrn ist verboten sonder alles was mit Elektrizität zu tun hat (Handys, Fotoaperrate, Türklingeln usw.) auch sollte mensch nicht rauchen, essen, trinken und Lederschuhe tragen auf der Straße sonst könnten wüsste Beschimpfungen oder schlimmeres folgen.

Lustig war Gerstern die Situation als mir nen Freund ne CD geben wollte und die leider im Auto vergessen hatte, ich musste dann aufpassen das ihm niemand aus seiner Nachbarschaft dabei sieht wie er die Zentralverriegelung öffnet und was aus dem Auto nimmt. Da fühlt mensch sich wie ein Verbrecher dabei geht’s nicht um ein Diebstahl sondern darum ne CD aus`m Auto zu holen und dabei niemanden in seinen religiösen Gefühlen zu verletzten.



Zum Abschluss noch nen kleiner Text von Henrik M Broder über Jom Kippur in Israel


Das Glück der reinen Leere

„Alle Räder stehen still. Kein Bus fährt, kein Taxi, kein Auto, Moped und keine Vesper. Die Stadt gehört den Fußgängern, den Kindern und den Hunden. Rad- und Rollstuhlfahrer flitzen gegen die Fahrtrichtung durch Einbahnstraßen und niemand hält sie auf. Hunde laufen auf der Fahrbahn hinter Frisbeescheiben her. Alle Geschäfte sind zu, die vielen Kioske und Saftbuden auch. Sogar in Alberst Schnitzelhaus und schräg gegenüber im Cafe Mersand, die praktisch immer aufhaben, stehen die Stühle auf den Tischen.
Aber ich befinde mich nicht in Hamburg am autofreien Sonntag, der durch eine Ölkrise ausgelöst wurde, sondern in Tel-Aviv, und es ist Jom Kippur, der höchste jüdische Feiertag.
Und während die frommen Juden in den Synagogen beten und ihre Mitmenschen um Vergebung bitten, gehen die weltlichen in der Stadt spazieren (…)
Fünf Kilometer weiter südlich, Jaffo, wo Christen, Moslems uns Juden leben, findet Jom Kippur mitten im Ramadan statt. Während die Juden und die Moslems fasten, nutzen die christlichen Araber den Feiertag, um sich etwas Gutes zu gönnen.
In der Luft liegt der Geruch von Gegrillten. Das wiederum empfinden manche als Provokation und rufen die Polizei.
Doch sobald die Sonne untergegangen ist, sind alle Unterschiede beseitigt.
Man darf wieder essen und trinken! Gelobt sei der Herr! Baruch ha Schem! Allahu Akbar!“



>>So ich schau mir das Specktakel auch noch mal an und geh jetzt in die Altstadt!

1 Comments:

Anonymous Anonymous said...

also super... mehr fotos! ja, noch mehr bitte! und die tshirts sind doch super... ich sag nur P-E-A-C-E, alter ey! achja, schick mal deine adresse nochmal, dann kann ich dir nen bisschen neue musi schicken. haste cd da oder mp3 besser? grüße_schmelz.

2:37 AM  

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